3 Wochen unterwegs im Juni/Juli 2019

 

 

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Anreise und Ankunft auf der Insel

Wir starten gegen 18:00 Uhr und übernachten auf einem Stellplatz in Kassel. Am nächsten Morgen geht es früh weiter, gefrühstückt wird erst unterwegs. Wir kommen staufrei durch das Ruhrgebiet und erreichen gegen Abend Calais. Unsere Zugfahrt durch den Eurotunnel ist für 22:00 Uhr geplant, aber wir können ohne Zusatzkosten schon eine Stunde früher fahren. Es ist schon eigenartig, wenn man mit dem Wohnmobil in einen Zug hineinfährt. Die einzelnen Segmente werden dann durch Türen abgetrennt, damit die Waggons beweglich bleiben. 

Jetzt geht es los. Die Fahrzeit beträgt 30 Minuten und das Womo wackelt wie auf einer unebenen Straße, aber es bleibt natürlich auf der Stelle – ein ganz komisches Gefühl. Während der Fahrt überqueren wir heute schon die vierte Landesgrenze und erreichen Großbritannien.

am Hafen von Dover
am Hafen von Dover

Der anvisierte Übernachtungsplatz in Folkestone ist zu eng und so verbringen wir die Nacht im Hafen von Dover. An dieser Straße  müssen wir nachts kein Parkticket lösen. Jetzt beginnt der Urlaub erst richtig.

Von Dover bis zur schottischen Grenze

Bevor es am nächsten Morgen weiter in Richtung Schottland geht, beobachten wir noch den Fährbetrieb, ein einfahrendes Kreuzfahrtschiff und einen ausdauernden Schwimmer ( er schwimmt tatsächlich eine gute Stunde im Hafenbecken) am Hafen von Dover. Unser geplanter Weg führt uns links an London vorbei, um nicht die Maut für den Tunnel unter der Themse  bezahlen zu müssen. Allerdings hat sich das Navigationssystem anders entschieden und so nutzen wir diesen doch und freuen uns, dass es reibungslos und staufrei läuft. Stefan bezahlt kurz darauf online die Maut von 2,50 Pfund. Die Fahrt geht weiter gen Norden, an Cambridge und York vorbei (auch an Sherwood und Nottingham) bis zur schottischen Grenze. Wir verlassen bei Carlisle die Autobahn und fahren auf einer Fernverkehrsstraße weiter. Die Landschaft ändert sich schlagartig. Der Wald verschwindet und weicht einem weiten hügeligem Land mit vielen Schafen und wenigen Ortschaften.

Der letzte Abschnitt bis Caerlaverock Castle führt über schmale Straßen direkt an der Atlantikküste entlang ( das Wasser ist mal wieder verschwunden…) bis zu einem kleinen Stellplatz am Waldrand. Nach der langen Autofahrt genießen wir einen Spaziergang durch den Castlewood bis zur Burg.

Die bemoosten Bäume und das nieselige Wetter lassen alles sehr mystisch erscheinen und da es schon 20 Uhr ist auch hier fast menschenleer. Wir können auch ganz entspannt um das Castle herumschlendern. Stefan nutzt die Helligkeit noch für einen Drohnenflug und wir erhalten tolle Ansichten von der Burg und der Landschaft ringsherum. Das schottische Wetter ist jetzt angenehm, zwar bewölkt, doch nicht zu kalt.

Caerlaverock Castle und Falkirk

Am Morgen wollen wir zum Castle, doch ein Gewitterguss weicht erst einmal die Landschaft ein. Gut, dass wir noch nicht unterwegs sind … Später spazieren wir dann noch einmal zum Castle, kaufen einen Membership für Historic Scotland und besichtigen die Ruine. Caerlaverock Castle ist die einzige dreieckige Burg Großbritanniens und man kann noch die schöne Ausstattung erahnen. Die  Renaissancefenster im Innenhof erinnern uns an Petra in Jordanien.

Wir nutzen die Ver- und Entsorgung auf dem Stellplatz und dann geht es weiter in Richtung Falkirk. Das Wetter ist weiter unbeständig angesagt und so verlegen wir den Besuch Edinburghs auf das Ende der Reise und hoffen auf schönes Wetter. In Falkirk können wir direkt am Wheel stehen und haben das Glück, es in Aktion zu erleben. Es sieht abenteuerlich aus, wenn ein Boot in einer Gondel ähnlich wie bei einem Riesenrad bewegt wird und in einer Höhe von 35 m wieder aus dem Trog in den oberen Kanal fährt. Die beiden Gondeln sind im Gleichgewicht und so wird wenig Energie für das Heben benötigt. Dass die gegenläufigen Räder wie eine keltische Doppelaxt geformt sind, zeigt die Verbundenheit der Schotten mit ihrer Geschichte. Gegen Abend kommt dann noch die Sonne heraus und wir machen auch Fotos vom oberen Kanal. Früher wurde der Höhenunterschied über elf Schleusen überwunden, welche aber schnell verrotteten. Im Jahre 2002 wurde der “rotating boat lift“ eingeweiht.

Guten Morgen Sonnenschein! Es ist zwar noch relativ frisch, aber wir können sommerlich gekleidet in den Tag starten. In Falkirk erwartet uns noch eine weitere Attraktion am Rande des Forth and Clyde Kanals – die Kelpies. Die beiden Statuen sehen aus wie sich aufbäumende Pferde. Die 30 m hohen je 300 t schweren Metallpferde glänzen im Sonnenlicht und bilden einen schönen Kontrast zum blauen Himmel. Errichtet wurden sie 2013 an einer Stelle des Kanals, der für den Bootsverkehr immer schwierig zu überwinden war. Kelpies sind laut Sage Gestaltwandler, die Menschen in die Tiefe der Flüsse ziehen, allerdings stehen die Statuen aber auch für das Industriezeitalter und die schottische Tradition der Eisenverhüttung, sind sie doch komplett aus Stahl gefertigt.

Stirling Castle

Im Begleitheft zum Membership hat Stirling Castle viele gute Bewertungen von den Besuchern bekommen. Also machen wir uns auf den Weg ins 14 Meilen entfernte Stirling. Wir wissen, dass wir mit dem Wohnmobil nicht an der Burg stehen dürfen, also geht es los mit Parkplatzsuche. Wir finden sehr schnell am Straßenrand ein Plätzchen und steigen den Burgberg hinauf. Genau zur richtigen Zeit, um von einer Gruppe junger Dudelsackspieler empfangen zu werden. Auch das Wetter wird schottischer, kühl und  stürmisch. Das Castle ist gut erhalten und wir bekommen einen Einblick in das höfische Leben der schottischen Könige. Unicorns sind hier allgegenwärtig, Es ist ja schließlich das Wappentier Schotlands. Vom Balkon aus sind der King Knote und der Queen Knote auf dem Schlachtfeld am Fuße der Burg gut zu erkennen. Beim Zurückschlendern schauen wir uns die Kirche Holy Rude (heiliges Kreuz) an. Hier wurde der Sohn von Maria Stuart schon mit 13 Monaten zum König gekrönt. Für uns ist es besonders, dass es in der Kirche Kaffee gibt. Da das Nebengebäude renoviert wird, ist man kurzerhand hinter das Chorgestühl gezogen. So gibt es für uns Kaffee und Kuchen mit Blick auf den Altar.

Am Loch Lomond entlang in die Northwest Highlands

Für die heutige Nacht haben wir ein Permit für Firkin Point am Loch Lomond gebucht und können dort noch den Sonnenuntergang genießen. 5:00 Uhr war es heute heute Morgen schon hell und die Sonne tauchte hinter den Bergen auf. Gegen 8:00 Uhr ist sie allerdings schon wieder im Dunst verschwunden. So findet Frühstück findet heute nicht am See statt. Später zieht es auf und wir bekommen strahlenden Sonnenschein! Und er begleitet uns auf der Fahrt an Inveray vorbei nach Kilchurn Castle. Ich will die Burg unbedingt von der anderen Seite des Loch Awe fotografieren und hole mir im sumpfigen Land erst einmal nasse Füße. Was tut man nicht alles für schöne Fotos! Wir laufen auch noch zur Burg und genießen die Sonne. Unsere Zeit reicht noch für einen Besuch in Oban und den Genuss von Fish and Chips und Langustuines am Hafen. Lecker!! Auf dem Höhenzug in Oban thront der McCraig Tower. Von Weitem hat er Ähnlichkeit mit dem Kolosseum in Rom, welches auch Vorbild für das Bauwerk war.  Das Geld hat aber nur für die Außenmauern gereicht… Von oben hat man einen schönen Rundblick über Oban und die vorgelagerten Inseln. Wir nutzen das schöne Sommerwetter für eine weitere Burgbesichtigung in der Bucht – Dunstaffnage. Wieder können wir diese mit dem Membership kostenlos besichtigen. Hier wurde Flora McDonald eingesperrt, nachdem sie Bonnie Prinz Charlie zur Flucht verholfen hat. Am Abend bekommen wir den letzten freien Stellplatz in Creagan. Es ist sehr großzügig angelegt mit einem wunderschönen Blick auf Loch Creran.

Wandern im Glen Coe

Vom strahlenden Sonnenschein geweckt, können wir heute gemütlich draußen frühstücken. Wir fahren weiter am Meer entlang, erhaschen einen Blick auf das Castle Stalker, die Burg auf einer Insel, und erreichen das Kinlochtal. In Kinlochmore parken wir und wandern das kurze Stück zum  Grey Mares Wasserfall. Um in aber komplett zu sehen, müssen wir auf Holzbrettern und Gerüststangen entlangbalancieren. Dazwischen geht es am Felsen entlang, sich nur an einem Stahlseil festhaltend. Das letzte Stück ist sehr abenteuerlich am Fels entlang und dann führt der Klettersteig an der Wand nach oben. Ohne Ausrüstung geht das nicht. Stefan bewältigt noch ein Stück in Richtung des Wasserfalles ( weil ich ein Foto will…) allein. Ich bin zu feige… Am Ufer des Loch Leven fahren wir, bei Sonnenschein und wundervollen Blicken auf die Berge am Glen Coe das Tal wieder zurück. Kurz darauf passieren wir Fort William und wählen den Weg ins Glen Nevis Tal. Wir stellen unser Auto in Arachnabach ab und los geht es “mit Rucksack, Hut und Wanderstock“! Den Hut kann man heute echt gebrauchen, die Sonne brennt bei fast 30 °C auf uns herab. Unser Weg führt an den Waters of Nevis entlang zu einer kleinen Brücke. Über diese geht es weiter in Richtung Stell Falls. Allerdings ist es ohne Internetempfang etwas schwierig, den Weg zu finden. So sind wir den Weg am Wasser entlang weitergelaufen bis er zu Ende war… lost in nowhere… schade, aber man lernt immer dazu.

Das nächste Mal wissen wir, dass man die Wegbeschreibung notieren oder abfotografieren sollte – es könnte ja mal kein Internet zur Verfügung stehen. Leider gibt es hier wenige bis gar keine Beschilderung und keinerlei Wegmarkierungen. Daran muss man sich ebenfalls gewöhnen. Es ist auch so eine wunderschöne Landschaft, durch die wir gehen können. Wasser kommt überall die steilen Hänge herunter und oft wird der Weg etwas sumpfig ( feuchte Socken vorprogrammiert ). 8,5 km und 2 Stunden später sind wir wieder zurück am Auto und fahren zurück nach Fort William. Unser nächstes Ziel sind die Schleusentreppen am Caledonian Kanal mit acht Stufen und 19 m Höhenunterschied – Neptuns Staircases. Da gerade mehrere Boote treppauf unterwegs sind, erleben wir das Ganze in Aktion.

Glenfinnan

Viadukt

Es ist erst 17:30 Uhr und wir haben noch 27 °C. Da können wir doch noch nicht auf Stellplatzsuche gehen. Wir fahren weiter nach Glenfinnan zum Viadukt. Am Glenfinnan Memorial finden wir einen Platz und bekommen von zwei deutschen Motorradfahrern noch ein Parkticket, da sie ihre Reise fortsetzen. Auf dem Aussichtshügel schaut man in die einen Richtung zum Memorial und dem Loch Shiel und in die andere Richtung zum Glenfinnan Viadukt. Allerdings erkennt man von hier nicht die kurvige Form der Gleisführung und so laufen wir zum Viadukt und gehen den Weg den Hang hinauf. Von dort haben wir einen wunderschönen Blick auf das vom Abendlicht beschienen Viadukt.

Ich finde im Internet heraus, dass eigentlich noch ein Zug Richtung Fort William fahren muss und so warten wir nach ein paar Minuten und werden belohnt! Es ist zwar nicht der Jakobite mit seiner Dampflok, aber die Brücke wirkt halt mehr wie aus dem Potter Film, wenn ein Zug darüber fährt. Nun heißt es nur noch einen Platz für die Nacht finden. Ich wollte zwar am nächsten Tag den Jacobite sehen, aber ob man dann noch irgendwo parken kann… und wir haben ja schon tolle Fotos ( auch ohne Harry😀 ). Wir stehen heute in einer Parkbucht am Straßenrand, da in Mallaig und am Hafen einfach keine Möglichkeit zu finden war. Von hier aus genießen wir schon den Blick Richtung Isle of Skye und den Sonnenuntergang. Wir buchen online für morgen früh die erste Fähre von Mallaig nach Armadale.

Isle of Skye – Dunvegan Castle, Neist Point und Kilt Rock

6:30 Uhr stehen wir an der Fähre. Wir sollten früh da sein, da die Abfertigung etwas dauern könne. Das Büro macht allerdings erst 7:10 Uhr auf… Die Fähre legt pünktlich 7:40 Uhr ab und wir lassen uns den stürmischen Wind bei der kurzen Überfahrt um die Nase wehen. Das Castle in Amadale macht erst 9:30 Uhr auf, also kurze Entscheidungsfindung: wir fahren ohne dessen Besichtigung weiter. Auf der Isle Orsay finden wir einen perfekten Rastplatz zum Frühstücken und schmieden die Pläne für den weiteren Inselbesuch. Das schöne Wetter wollen wir nutzen. Auf dem Weg nach Norden gibt es als erstes einen kurzen Stopp am Blackhill Waterfall. Danach lädt uns das Dunvegan Castle mit seinem schönen Garten und einem mittelalterliches Schloss des McLeod Clans zur Besichtigung ein. Im Garten hole ich mir  Inspirationen, denn es gibt eine Vielzahl gut arrangierter Staudenbeete. Im Schloss selbst findet sich nicht nur Alltägliches aus dem Mittelalter, sondern auch vielfältige Mitbringsel von Reisen und Aufenthalten der Schlossbesitzer in Indien und Afrika, so auch der größte Elefantenstoßzahn in Privatbesitz. Außerdem bewundern wir einen Spieltisch, den man mehrfach umklappen kann um verschiedene Brettspiele zur Unterhaltung zu nutzen. Im Anschluss quälen wir uns die Single Road in Richtung Corral Beach, allerdings finden wir am Ende keinen Parkplatz, so dass der Besuch des Strandes uns versagt bleibt. Bei dem schönen Wetter hatten halt auch andere Lust auf Strand und Sonne…

Die nächste schmale Straße führt uns circa 15 Meilen zum Leuchtturm von Neist Point. Die Klippen und der Leuchtturm auf der Halbinsel sind schon anspruchsvoll zu erlaufen, bieten jedoch eine wunderschöne Kulisse, Diese schroffen Steilhänge und das türkisblaue Wasser sind den Spaziergang wert. Stefan kann hier die Drohne steigen lassen. Unser nächste Stopp ist Kilt Rock, ein Wasserfall, der sich über die Steilküste ins Meer ergießt.Genannt wird er so, weil die Farben der Gesteinsschichten an das traditionelle Muster eines Kilts erinnern.Das erkennt man nur von der Seeseite, so filmen wir die Klippen und den Wasserfall mit der Drohne von der Seeseite. Der Parkplatz gefällt mir allerdings nicht als Übernachtungsplatz und so fahren wir die Serpentinen zum Quiriang hinauf und finden hier einen sehr schönen Übernachtungsplatz. Wir spazieren noch durch die Wiesen mit dem Blick auf die vorgelagerte Insel und dem „Festland“. 

Old Man of Storr und Eilean Donan Castle

Am Morgen stehen wir mitten im Nebel. Schafe grasen friedlich neben unserem Wohnmobil. Das Wetter ist bewölkt, aber es ist nicht zu kühl. So fahren wir gen Süden zu unserer geplanten Wanderung am Old Man of Storr. Wir finden sogar einen Parkplatz am Straßenrand. Inzwischen kommt ab und an die Sonne durch, so dass ich auf dem Weg nach oben immer wieder meine Jacke an- beziehungsweise ausziehe. Der Aufstieg von 340 Höhenmetern war im letzten Drittel schon sehr anspruchsvoll, aber erst dort bekam man einen Blick auf die Felsnadeln, die bizarr in den Himmel ragen. Gigantisch! Es ranken sich einige Sagen von Riesen und anderen Fabelwesen um diese Steine. Auf dem Weg nach unten stolpere ich über einen Stein und falle der Länge nach hin. Zum Glück ist nichts weiter passiert. Bei der weiteren Wanderung bin ich schon etwas übervorsichtig. Von der Straße aus sind die Felsnadeln wirklich kaum noch zu erkennen, sie verschmelzen regelrecht mit den Felsen in Hintergrund. Wir halten noch am Sligachan Fall und der alten Brücke. Entspannt spazieren wir noch eine kurze Strecke am Wasser entlang. Danach gibt es noch leckere Fisch and Chips bevor wir Isle of Skye diesmal über die Brücke verlassen. Kurz darauf taucht Eilean Donan Castle auf, die Filmkulisse von Highlander. Sie liegt magisch im Abendlicht. Da die Burg schon geschlossen hat, können wir die Brücke und den Außenbereich ohne Eintritt besuchen. Ein wunderschöner Ort. Die Burg liegt malerisch auf einer Insel am Loch Duich. Wir nutzen den Stellplatz im Ort und haben noch ein schönes Abendrot über dem Loch und die ihn umgebenden Berge.

Heute gibt es schottisches Wetter: Regen, Sturm und tief in den Bergen hängende Wolken. Den Vormittag nutzen wir für Reisetagebuch schreiben, die weitere Planung der Reise und die Ver- und Entsorgung. Zum Frühstück gab es heute Brötchen aus einer deutschen Bäckerei vor Ort.

Ein Stück auf der North Coast 500

Wir begeben uns heute auf die Coastal Road in Richtung Norden. Zuerst wollen wir über den Bea lach na Ba Viewpoint nach Applecross. Die Single Road ist sehr abenteuerlich, häufig nur so breit wie die Spurweite der Räder. Stefan meistert dies trotz Gegenverkehr.

Die Wolken machen uns aber einen Strich durch die Rechnung. Am Aussichtspunkt können wir vielleicht noch 20 m weit sehen, also nichts mit Aussicht und Weitblick. So kurven wir hinab bis ans Meer nach Applecross. Als die Sicht wieder besser wird, haben wir noch einen schönen Blick auf die schmale Straße, die sich weit ins Tal hinein schlängelt. Das Meer wird vom starken Wind gepeitscht: es ist leider kein Strandwetter… Die Weiterfahrt am Meer und am Loch Torridon führt uns durch raue, einsame Landschaften. Neben Hochlandrindern, Schafen ( auch schwarze… ) sehen wir auch einen Hirsch am Straßenrand. Durch das Glen Torridon, einem wunderschönen Tal zwischen zwei Munros, fahren wir weiter und hinter jeder Biegung erwartet uns ein weiteres Postkartenmotiv von dner Traumlandschaft. Wir erreichen nach 20:00 Uhr Kinlochewe und bleiben auf dem Parkplatz im Ort. Er ist schön angelegt mit Picknickbänken, doch bei dem Nieselregen nutzen wir sie nicht.

Als Stefan am Morgen die Brötchen holen geht, regnet es wieder leicht. Also nix mit draußen frühstücken. Wir fahren am Loch Maree entlang, der idyllisch zwischen den Munros eingebettet ist. Einen kurzen Stopp machen wir an den Viktoria Falls. Sie sind doch etwas kleiner als die in Afrika…Lange kann man nicht draußen bleiben, sonst fressen einen die Midges auf! Über Gairloch geht es nach Inverewe Garden. Der Garten am Meer mit Palmen und einer Pflanzensammlung aus aller Welt ist weitläufig angelegt und besticht unter anderem durch die vielen riesengroßen Rhododendronbüsche, die leider alle schon abgeblüht waren.

Eine Vielzahl von Agavengewächsen und Bambus wächst ebenfalls an diesem nördlichen Ort. Immer wieder sehe ich die Fuchsienbäume. Bei uns würden sie den Frost nicht überstehen. Vorbei geht es an tollen Sandstränden, die uns zwar zum Spaziergang aber nicht zum Baden einladen (14 °C ). Einen Stopp legen wir am Correshalloch Gorge ein, der Wasserfall beeindruckt nicht nur durch seine Höhe, sondern auch durch die Hängebrücke, die in  60 m Höhe wackelig über die Schlucht führt. Diese Nacht verbringen wir auf einem Campsite in Ullapool mit direktem Blick aufs Meer. Ein kleiner Einkaufsbummel durch die Stadt und dann ist Schluss für heute.

Dunrobin Castle und Moray Firth

Das Wetter ist weiterhin schottisch frisch. Wir versorgen und entsorgen und fahren nun gen Westen. Kleine Straßen führen durch einsame Landstriche, meandernde Flüsse und einige Angler prägen das Bild. Da wenig Verkehr herrscht, kommen wir trotz Singleroad gut vorwärts und biegen noch zum Falls of Shine ab.

Der überrascht mit einem neuen Visitorcenter in Form eines Lachses und schönen Außenanlagen mit Spielplatz. An dem kleinen Wasserfall soll man Lachse springen sehen. Schauen wir mal. Und wir haben echt Glück und sehen einige, welche allerdings das Hindernis nicht überwinden. Trotzdem ist es erstaunlich, dass sie die Kraft haben bis zu 3,5 m hoch zu springen. Jetzt geht es raus aus der Natur. Dunrobin Castle liegt wunderschön am Meer und wir können das Schloss und den Garten besichtigen. Die Öffnungszeiten sind gewöhnungsbedürftig: 17:30 Uhr ist Schließzeit, das heißt 16:00 Uhr ist der letzte Einlass und das obwohl erst nach 22:30 Uhr die Sonne untergeht. Wir sind begeistert von dem Schloss, die Teppiche sind alle im Karomuster des Clans und in jedem Raum stehen wunderschöne Blumensträuße und Hortensien. Der Garten ist symmetrisch angelegt, aber es gibt nicht nur Schmuckpflanzen, sondern auch Nutzpflanzen. Das alles erleben wir jetzt bei strahlendem Sonnenschein. Unser erster angefahrene Stellplatz am Meer hat ein Parkdauerbegrenzung von 4 Stunden und so fahren wir noch ein Stück bis Tain und können auf einem Parkplatz direkt am Meer stehen.

Wir haben gut geschlafen, geduscht, gefrühstückt und fahren an der Nordsee entlang nach Fortrose zum Chanonry Point. Dort sollen zu bestimmten Zeiten Delphine zu sehen sein. Im Internet reichen die Behauptungen über die beste Zeit von 1 Stunde nach der Ebbe über kurz bevor die Flut eintrifft bis … Also fahren wir auf gut Glück zum Leuchtturm und finden einen völlig überfüllten Parkplatz vor.  Stefan quetscht das Womo in eine Ecke und ich gehe fix schauen. Direkt neben dem Leuchtturm sehe jede Menge Leute , welche fotografieren. Es sind hier wirklich Delphine zu sehen. In Gruppen jagen sie in der Meerenge der Moral Firth. Es ist beeindruckend!!! Stefan geht ebenfalls noch einmal los um das Schauspiel zu sehen. Im Ort Fortrose halten wir an der Cathedral, von der nur noch ein Seitenschiff steht. Die eigentliche Größe können wir uns nur anhand der Fundamente vorstellen. 

Fort George und Loch Ness

Wir fahren jetzt die gesamte Kurve an der Bay entlang über Inverness auf die andere Seite dieser wenige Kilometer breiten Bucht zum Fort George. Die Festung wurde nach der Schlacht von Culloden errichtet und dient heute als Ausbildungsort der Highlander Regimenter (Queen’s Own Highlanders). Interessant ist die Lage und die schiere Größe der Anlage. Allerdings weht ein kalter Wind und macht den Besuch unangenehm. Wir wollen noch zum Loch Ness und quälen uns durch den Feierabendverkehr von Inverness. Urquardt Castle liegt exponiert am Loch und ist natürlich ein Touristenmagnet. Da wir es bereits 18 Uhr haben, ist der Ansturm der Tagesbesucher schon vorbei. Wir können direkt am Eingang parken und genießen mit wenigen anderen Besuchern den Ausblick. Es ist schon von Vorteil, wenn man flexibel ist. Wir übernachten auf einem Stellplatz mitten in den Dünen bei Findhorn.

Whisky und Shortbread

Den morgendlichen Nieselregen „überstehen“ wir im Wohnmobil, entspannen beim Bilder schauen und Tagebuch schreiben. Wir fahren dann wenige Meilen bis zur DHU Destilliery, welche ebenfalls zu Historical Scotland gehört. Sie ist nicht mehr in Betrieb und so kann man jeden einzelnen Produktionsschritt besichtigen. Durch den Audioguide erfahren wir alles über die Herstellung, d.h. wie aus einfacher Gerste ein hochprozentisches Getränk wird. Erstaunlich, dass auch hier das Finanzamt von Anfang an den Finger draufhat und mitverdient. Der Herstellungsprozess wird von einem Beamten überwacht. 3/4 des Whiskypreises sind ja Steuern. Zum Abschluss verkosten wir einen Singt Malt und erfahren, dass man den Geschmack mit wenigen Tropfen Wasser verstärken kann. Wir kaufen eine Flasche als Erinnerung, die man schmecken kann….

Da wir heute spät gestartet sind, müssen wir uns sputen, damit wir noch in Elgin die Kathedrale besichtigen können. Die riesige Kirchenruine ist ebenfalls nur bis 17:30 Uhr geöffnet, also heißt es: bis spätestens 17 Uhr ankommen. Wir sind zehn Minuten vor fünf da, werden jedoch freundlich, aber mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass die Räumlichkeiten bald verschlossen werden. Also ging es treppauf, treppab in die beiden Türme. Die Ausstellung können wir dadurch nur flüchtig betrachten. Alles ist liebevoll sortiert und präsentiert. In jedem Raum finden wir auch Tafeln, die alles auch in deutscher Sprache erklären.

Der Blick vom Turm zeigt noch einmal wie gigantisch das Gotteshaus gewesen sein muss und wie beeindruckend für die Bewohner der ärmlichen Hütten im Umland. Wir verweilen dann noch kurz im gegenüberliegenden biblischen Garten und begeben uns dann wieder auf den Whiskytrail. Hier finden sich in kurzen Abständen viele Brennereien. Unsere Nacht verbringen wir ganz ruhig auf einem abgelegenen Campsite am Flüsschen Spey.

Da wir in Arbalour stehen, füllen wir gleich unsere Vorräte auf und zwar bei Walkers Shortbread. Die sind so lecker und im Werksverkauf kann man auch mal etwas mehr kaufen. Da wir auf dem Whiskytrail sind, besuchen wir noch die Brennerei Glen Grant. Hier kann man neben dem Verkosten auch noch einen Spaziergang durch einen schön angelegten Waldgarten machen. Bei der Verkostung erfahren wir, dass der Single Malt der „Frühstückswhisky“ ist…

Balmoral Castle und die Gärten von Drummond

Jetzt steht ein Besuch bei der Queen an oder besser gesagt, auf ihrem Sommerschloss in Balmoral. Sie wohnt erst ab August wieder hier und so können wir das Anwesen und einige Räumlichkeiten, z.b. die Kutschensammlung und den Ballsaal besichtigen. Schon cool, wenn man weiß, dass in einem Monat hier die königliche Familie langschlendert. Leider ist es schon wieder kurz vor fünf, so dass wir Breamar Castle nur noch von außen fotografieren können. Wir fahren durch die atemberaubende Landschaft bis zu den Liftanlagen von Glenshee. Hier können wir übernachten. Das Wetter zeigt sich kühl und windig, doch wir genießen die Ruhe und den Ausblick (auch auf eine vorbeiziehende Herde Rothirsche).

Es ist frische 8 Grad heute morgen und wir beobachten die Wanderer, welche schon früh zu den umliegenden Munros aufbrechen. Sie sind warm eingepackt mit Mütze, Handschuhen und teilweise mit Kilt. Wir fahren weiter berab. Die Straße hat teilweise ein Gefälle von 20% und schlängelt sich durch das weite Tal. Absolut faszinierend. So lässt Stefan die Drohne starten, um uns und die Landschaft festzuhalten. Das erste Mal lassen wir die Drohne dem Wohnmobil folgen. Klappt alles reibungslos. Die 40 km/h sind da kein Problem. Wir sind nicht die einzigen, welche diese Landschaft toll finden. Ein Filmteam macht Aufnahmen von einem Porsche Spider, der zügig die schmale Strasse entlangfährt ( etwas schneller als unser Womo).

Der Weg durch die Berge eröffnet nach jeder Biegung und jeder Bergkuppe einen neuen phantastischen Blick auf die weite Landschaft. Man könnte ständig fotografieren. Wir nutzen nicht die schnelle Route über die A9 nach Stirling, sondern fahren am Loch Tummel entlang und genießen den Ausblick am Queens View. Die Fahrt führt uns wieder über schmale Straßen und enge Brücken, an urigen Steinhäusern mit Rosenbüschen davor vorbei durch eine malerische Landschaft. Im Hintergrund sieht man den Ben Nevis und die Glens der Highlands. Wir halten am Drummond Castle und besuchen die Gärten. Nie erwartet man in dieser naturbelassenen Landschaft einen barocken Garten mit symmetrisch angelegten Beeten und Formgehölzen. Alles ist sehr großzügig, es gibt auch einen Küchen- und eine Waldgarten. Da freut sich das Gärtnerherz. Da nicht so viele Besucher vor Ort waren, können wir auch die Singleroad, welche zum Castle führt, entspannt und ohne Gegenverkehr befahren.

Von Doune Castle zur Rosslyn Chapel

Ein ganz anderes Bild bietet sich uns am Doune Castle. Dort gab es keine Möglichkeit zu parken und wir fanden zwar in dem Städchen einen engen Parkplatz, aber alles war völlig überlaufen. Hier wurde die Serie Outlander gedreht und ganz neu auch Game of Thrones. Es war die Burg Winterfell und obwohl es im Inneren nix Besonderes gibt, waren viele Filmbegeisterte gekommen. 

am Braklinn Fall

So suchten wir uns dann ein ruhiges Plätzchen auf einem Wanderparkplatz in der Nähe der Bracklinn Falls für die Nacht.

Wir unternehmen von unserem Übernachtungsplatz aus eine kleine Wanderung zu den Braklinn Falls. Die Wasserfälle schneiden sich tief in die Schlucht ein. Da der Fluss im Moment wenig Wasser führt, sieht man auch die von den Wassermassen ausgewaschenen Steinwannen. Über die Schlucht spannt sich eine dreieckige Holzbrücke. Es ist interessant, dass wir überall in Schottland neue und ideenreiche Brückenkonstruktionen gefunden haben. Stefan macht mit der DJI einige Aufnahmen und lässt sie auch mal den Flusslauf entlangfliegen. Der Himmel zieht auf und so genießen wir auf dem Rückweg noch einmal den Ausblick auf die Highland. Vom Ort Callander aus fahren wir wieder ans Meer zum Blackness Castle. Im Gegensatz zum Doune Castle sind es viel weniger Besucher, das Schloss dagegen ist sehr gut erhalten und wir haben einen wunderschönen Blick über die Firth of Forth, wo im Moment bei Niedrigwasser die Boote auf dem Trockenen liegen. In der Ferne erkennt man gut die Brücken von Edinburgh. Doch bevor wir nach Edinburgh fahren, statten wir der Rosslyn Chapel einen Besuch ab. Es ist Sonntag und die Kirche ist nur zwischen 13 und 16:45 Uhr geöffnet. Wir können jedoch gleich neben der Kirche parken und auch der Besucherandrang ist sehr moderat. Durch die Verfilmung von Dan Browns Roman „Sakrileg“ wurde die Kirche bekannt und bekam ihren geheimnisvollen Ruf. Von außen finde ich sie wenig sensationell, im Inneren beeindrucken jedoch die vielen wunderschönen Steinmetzarbeiten. Es finden sich an den Gewölbedecken und den Wänden Rosen, Florales, Figuren und kunstvolle Verzierungen. Die Krypta ist eine eher unscheinbarer Raum und nichts deutet auf eine heilige Stätte hin wie im Film. Leider… Als Abschluss gibt es wieder leckeren Kuchen und Kaffee.

Edinburgh

Gegen 16 Uhr verlassen wir den Ort auf der Rosenlinie und fahren nach Wallyford auf einen Park and Ride Parkplatz, auf dem das Übernachten erlaubt ist. Er ist fast leer und wir suchen uns ein schönes Plätzchen für unser Gefährt. Nachdem wir die Bus- und Zugabfahrtszeiten für morgen gecheckt haben, fahren wir mit dem Bus 44 in die Innenstadt von Edinburgh. Wir haben leider kein passendes Geld für die Fahrt dabei und so nimmt uns der nette Busfahrer einfach so mit…Nach einer knappen halben Stunde erreichen wir die Princess Street und gehen einfach drauf los. Wir haben keinen Plan und wissen auch nicht, was wir ansehen wollen. Das Wetter ist aber so phantastisch, dass wir uns einen Überblick von oben verschaffen wollen. So landen wir auf dem Calton Hill und sind fasziniert von der Altstadt, die im Abendsonnenschein erstrahlt. Es ist eine wunderbare Stimmung! Wir laufen den Hügel hinab zur High Street. Diese verläuft bis zum Castle und hier können wir die mittelalterlichen Fassaden bewundern. Überall führen Closes in die Hinterhöfe und zu den darunterliegenden Straßen. Diese Durchgänge sind aber so schmal, dass sie das Gesamtbild nicht stören und man den Eindruck hat, die Häuser der Strasse sind aus einem Guss. Durch Instagram inspiriert werfen wir noch einen Blick auf die Victoriastreet mit den bunten Häusern, die in zwei Etagen übereinanderstehen. Unser Rundgang führt uns auch an der Kathedrale vorbei, wo noch Pferde verladen und Kutschen weggefahren wurden. Ein Filmteam baut gerade alles ab, allerdings kann man nicht erkennen, welcher Film da gedreht wurde. Wir fahren mit dem Zug wieder zu unserem Stellplatz und sind erstaunt, dass der Parkplatz immer noch leer ist. Nachts werden wir von einem ohrenbetäubenden Lärm geweckt. Wir benötigen einen Moment, um zu orten, wo das Geräusch herkommt: wahrscheinlich werden die Schienen abgeschliffen…zum Glück war der Spuk nach 30 min wieder vorbei.

Am Morgen staunen wir nicht schlecht, dass fast alle Parkplätze belegt sind. Die Angestellten, die in der Innenstadt arbeiten, stellen ihre Fahrzeuge hier ab und fahren mit dem Zug bequem in die Stadt. Wir wollen noch einmal mit dem Bus 44 fahren (diesmal mit dem passenden Kleingeld), um von den oberen Sitzplätzen aus eine kleine Sightseeing Tour zu haben. Allerdings haben wir nicht beachtet, dass an Werktagen natürlich mehr Menschen mitfahren und so brauchen wir ein Stunde bis zum Scots Monument. Wir steigen durch einen kleinen Close zu High Street hinauf. Es ist 10 Uhr und wir reihen uns in die Touristenströme zum Edinburgh Castle ein. Da der Eintritt in unserem Membership enthalten ist, sind wir schnell im Inneren. Leider gibt es aus technischen Gründen keinen Audioguide und wir nutzen diesmal die gedruckte Version. Wir steigen The Long Stair hinauf und erreichen das Plateau mit „the Mons Meg“, einer riesigen Kanone. Von dem Plateau hat man auch einen guten Blick zur Ein-Uhr-Kanone. Diese wird gerade von einem Soldaten gereinigt und zum Schluss mit Munition bestückt. Es ist noch viel Zeit bis 1Uhr und so sehen wir uns die schottischen Kronjuwelen an. Hier müssen wir schon anstehen und der Burgberg füllt sich zunehmend. Im Zeremoniesaal imponiert uns die Sammlung einer Vielzahl von Waffen: Speere, Degen, Säbel und Pistolen. Für einen entspannten Rundgang waren jetzt zu viele Besucher in den Höfen unterwegs und so entschieden wir uns, das Castle zu verlassen und durch die Stadt zu schlendern. Vor dem Haupteingang sind die riesigen Tribünen für das jährliche Military Tattoo schon aufgebaut. So richtig will das Ganze nicht zur mittelalterlichen Burg passen…

Wir nutzen wieder eine Seitentreppe zum Grassmarket und da wir Appetit verspüren, suchen wir nach einem Café und finden im „La Barantine“ nicht nur leckere Eclairs und Kaffee, sondern sitzen hier direkt an der sonnendurchfluteten Victoriastreet. Wir besuchen den Friedhof bei Greyfriars Kirk und entdecken einen Familiengrabstein der Potters. Die Namen stimmen allerdings nicht mit denen von J.K.Rowling überein…Danach lockt uns das Schottische Nationalmuseum mit freiem Eintritt und einer Vielzahl interessanter Ausstellungsthemen, von denen wir in der Kürze der vorhandenen Zeit nur einige kurz anreißen können. So schauen wir uns z.B. die unterschiedlichsten Maschinen und Fluggeräte an, alles mit vielen kurzweiligen Informationen versehen. Auch die Abteilung der Tierwelt, zu welcher auch über mehrere Etagen Modelle in einer Art Innenhof gehören, beeindruckt uns. Dazu kommen noch Ausstellungsgegenstände aus Asien, Afrika…kurz gesagt: viel zu viel in viel zu kurzer Zeit. Von der Dachterasse haben wir noch einmal einen Rundblick über die Stadt: das Castle, der Calton Hill und Arthurs Seat. Die Ein-Uhr-Kanone ist leider nicht der erwartete laute Knall, sie ist kaum zu hören. Enttäuschend. Wir laufen zurück zur Kathedrale und die High Street hinab bis zum Schottischen Parlament und dem Palace of Holyrood, in dem die Königin bei ihren Besuchen residiert.

Pflastermüde und mit viel zu viel Input geht es mit dem Zug zurück zu unserem Parkplatz. Dieser ist immer noch komplett belegt.

Melrose und Sir Walter Scott

Wir fahren noch ein Stück bis nach Dunbar zu einen kleinen Campingplatz am Meer (Thorntonloch). Nach dem sonnigen Tag in Edinburgh zieht der Himmel wieder zu und es beginnt zu nieseln. Wir genießen den Abend im Wohnmobil und beobachten die vielen wilden Kaninchen, die überall zwischen den Fahrzeugen entlanghuschen.

Unser Vorhaben an der Küste entlangzufahren und die Strände zu genießen fiel heute regelrecht ins Wasser. So schauen wir im Reiseführer, was es an interessanten Orten in der Umgebung gibt, welche wir auch bei Regen besuchen können. In Melrose besuchen wir die baulichen Reste der Zisterzienser Abbey an. Ein sehr gut gemachter Audioguide gibt uns nicht nur  baulichen Informationen, sondern bringt uns auch das Leben, die Arbeit und die Geschäfte der Mönche in dem damaligen sehr gut geführten und reichen Kloster näher.                                                       

 In der Zeit in Schottland ist uns immer wieder der Name Sir Walter Scott begegnet. Der Nationaldichter der Schotten hat sich ein Haus in der Nähe von Melrose gebaut und so fahren wir das Stück weiter bis Abbotsford. Das Haus, welches sich der Dichter ausgebaut hat, erinnert an ein mittelalterliches Schloss mit vielen schönen Details. Wir besichtigen es und ich nutze den Audioguide, in dem mich der Künstler persönlich mit seinen Hunden an der Pforte abholt und durch die Räumlichkeiten führt. Es ist in Englisch, aber mit viel Witz und Anekdoten gespickt, von einem Schauspieler eingesprochen worden. Zum Anwesen gehört auch ein Garten, der bis an den Fluss Tweed reicht. Es ist ein lohnenswerter Abstecher.

Wie häufig führen uns kleine Schilder mit Hinweisen auf touristisch interessante Orte vom Wege ab… So kommen wir zum Scotts View, dem Platz, an dem der Dichter mit dem Blick über den Tweed und die Hügel Entspannung und Inspiration gesucht hat. Etwas weiter können wir die Bridges across the River bestaunen. Drei Brücken überspannen den Fluss: eine aus römischer Zeit, ein Viadukt und eine Stahlbrücke über die heute die Straße verläuft.

Wieder in England – Durham Cathedral

Über Jedburgh erreichen wir die schottischen Grenze. Hier wollen wir eigentlich übernachten und den Ausblick genießen, aber bei Nieselregen, Nebel und Sturm fahren wir doch weiter bis Corbridge und stehen dort auf einem Parkplatz am Stadtrand.Das Wetter ist heute viel besser und auch die Sonne lässt sich blicken. Auf meiner must see list steht die Kathedrale von Durham. Ich hatte nicht auf die Karte geschaut, dass diese mitten in einer größeren Stadt stand und es nicht so einfach ist unser kleines Auto irgendwo abzuparken.

Wir fanden in einem anderen Stadtteil einen Parkplatz an der Straße und laufen dann die knapp 20 Minuten bis zu Altstadt. In Kreuzgang von Durham Cathedral wurden die Aufnahmen von Hogwarts Schulhof bei Harry Potter gedreht. Stefan meint: endlich mal keine kaputte Kirche! Die Kirchen müssen sich in England selbst finanzieren, so kostete der Eintritt 3 Pfund Spendengeld und da kann man auch verstehen, warum es hier möglich ist, in einer Kirche zu Filmaufnahmen zu machen, denn auch in dem in diesem Jahr erschienenen Marvelfilm „Avengers – Endgame“ wurde das Seitenschiff als Filmkulisse genutzt. Die Kathedrale ist beeindruckend, aber auch die schöne Altstadt rund um den Burgberg gefällt uns sehr. In einem im Innenhof versteckten kleinen Café  genießen wir Kuchen und Scones. Da das Wetter weiterhin sonnig ist, versuchen wir noch ein wenig am Meer zu entspannen. Nach einigem Suchen gelangen wir auf den Wanderparkplatz bei den Blackhall Rocks. Wir spazieren die Steilküste entlang und können, da gerade Ebbe ist, am breiten Strand zu den von den Wellen geschaffenen Höhlen gehen. Die Wiesen oberhalb sind naturbelassen und so blüht es überall und viele Falter und Käfer tummeln sich dort.

Ein großer Camperpark vor Leceister soll heute unser Übernachtungsplatz sein. Er hat allerdings schon geschlossen und so nutzen wir einen kleinen Parkplatz etwas abseits der M6.

Rückreise

Der heutige Tag ist als Fahrtag geplant. Wir kommen staufrei bis und um London herum, so dass noch Zeit für einen Besuch im Leeds Castle ist. Wir entscheiden uns bei einem Eintrittspreis von 26 Pfund pro Person doch nur für einen Spaziergang durch die Wiesen der Umgebung und fahren dann weiter bis zum Ärmelkanal. Dort finden wir einen beschaulichen Parkplatz mit Blick auf das Meer, dass sich bei Ebbe wieder weit zurückgezogen hat. In der Ferne sind schon die Kreidefelden von Dover zu sehen. Das letzte Mal essen wir leckere Fish and Chips in diesem Urlaub. Wir hoffen mit einem früheren Zug von Folkestone nach Calais zu kommen, doch wir werden noch einmal weggeschickt und durchqueren gegen Mitternacht wieder den Tunnel unter dem Ärmelkanal. In Calais finden wir auch schnell den Stellplatz für die restliche Nacht.

Hier können wir ausschlafen, gemütlich frühstücken und auch ver- und entsorgen. Dann führen uns die Autobahnen wieder durch Belgien und die Niederlande ins Ruhrgebiet. Am späten Nachmittag erreichen wir Schwerte. Jetzt steht erst einmal ein Familienbesuch an und danach geht’s zurück nach Sachsen.

Fazit

Es war eine sehr schöne Tour durch wundervolle Landschaften. Wir hatten meist sehr schönes, warmes Wetter. Vielleicht lag es daran, dass wir uns auf drei Wochen täglichen Regen eingestellt hatten (sogar Gummistiefel und Regenschutz für die Kamera hatten wir dabei 😉 ). Durch den Kauf des Membership von Historical Scotland haben wir viele historische Stätten besichtigt, da die Eintrittsgelder inklusive oder ermäßigt sind.  Gewöhnungsbedürtig waren für uns die Öffnungszeiten der historischen Stätten. Da es lange hell ist, kam uns 17:30 Uhr immer zu früh vor. Der Linksverkehr bereitete Stefan keinerlei Probleme. Die Singleroads haben genügend Ausweichstellen und da die Schotten sehr höflich sind, kamen wir auch auf schmalen Strassen jederzeit ohne Rückwärtsrangieren voran. Häufig ließ man uns den Vortritt. Für Informationen und Routenberechnungen hatten wir eine Prepaidkarte von Three mit unbegrenzten Datenvolumen. Diese konnten wir auch auf der Rückreise in Frankreich und Belgien nutzen.

Wir werden definitiv noch einmal nach Schottland kommen!!!!!

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